Der Graue Star (Katarakt) und Altersweitsichtigkeit
Mit zunehmendem Alter verändert sich allmählich Ihre Sehkraft!
Im folgenden Artikel finden Sie alle nötigen Informationen zum Grauen Star und zur möglichen Linsenwahl.
Alterssichtigkeit (Presbyopie)
Die Alterssichtigkeit (auch Altersweitsichtigkeit genannt) ist eine Sehstörung, die durch die natürliche Alterung der Augenlinse verursacht wird. Die Augenlinse befindet sich hinter dem farbig erscheinenden Teil des Auges, der Iris. Die Aufgabe der Linse ist es, durch Veränderung ihrer Form ein scharfes Sehen sowohl in der Nähe als auch in der Ferne zu ermöglichen. Wenn wir altern, verliert die Linse nach und nach ihre Elastizität und es wird dadurch immer schwieriger, Objekte in der Nähe scharf zu sehen.
Abbildung 1: Therapieoptionen bei Alterweitsichtigkeit
Grauer Star (Katarakt)
Der Graue Star entsteht durch eine zunehmende Trübung der Augenlinse. Diese natürliche Sehverschlechterung tritt üblicherweise nach dem 60. Lebensjahr auf, kann aber auch jüngere Patienten betreffen. Durch die Eintrübung der Linse werden die Menge und die Qualität des Lichtes reduziert, welches durch die Linse in das Auge gelangt und für das Sehen von Bedeutung ist. Die Symptome eines Grauen Stars entwickeln sich schleichend. Im frühen Stadium bemerken viele Patienten oft noch keine Beeinträchtigung der Sehkraft. Nimmt die Trübung jedoch weiter zu, werden die Symptome immer deutlicher und das Sehvermögen immer schlechter. Unbehandelt kann ein Grauer Star zur Erblindung führen.
Abbildung 2: Schematische Darstellung des Grauen Stars
Abbildung 3: Therapieoptionen beim Grauen Star
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Presbyopie und Katarakt können auch in Kombination mit einer Hornhautverkrümmung auftreten.
Eine Hornhautverkrümmung ist eine häufig vorkommende Fehlsichtigkeit des Auges, verursacht durch eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut. Liegt kein Astigmatismus vor, ist die Hornhaut regelmäßig wie ein Uhrglas aufgebaut. Wenn die Hornhaut jedoch ungleichmäßig gekrümmt ist, trifft das einfallende Licht nicht richtig auf die Netzhaut. Die Folge ist ein verschwommenes Sehen in allen Entfernungsbereichen. Oft fällt es Menschen mit einem Astigmatismus schwer, kontrastarme Objekte zu unterscheiden. Auch können sich optisch ähnelnde Buchstaben wie H, N und M, leicht verwechselt werden.
Bereits 1 Dioptrie Astigmatismus reduziert Ihre Sehschärfe um 30%. Normalerweise wird eine Hornhautverkrümmung durch eine Brille korrigiert. Sie kann aber auch, im Rahmen einer Presbyopie- oder Katarakt-Operation, durch sogenannte torische Intraokularlinsen ausgeglichen werden, welche die unterschiedlichen Krümmungen der Hornhaut kompensieren.
Abbildung 4: Therapieoptionen beim Grauen Star und Hornhautverkrümmung
Linsenwahl
Bei der Kataraktoperation haben Sie die Möglichkeit zwischen verschiedenen Optionen und Korrekturmöglichkeiten zu wählen. Wir beraten Sie gerne, damit sie Sie die optimale Lösung für sich finden.
Monofokale Intraokularlinsen
Monofokal-, also Einstärkenlinsen, stellen nur in einem bestimmten Bereich scharf; das operierte Auge kann also in nur einer Entfernung scharf sehen. Sie eignen sich sehr gut für Personen, die bereit sind, auch eine Brille zu tragen, oder bei denen an einem oder beiden Augen eine Anomalie gegeben ist. Bei Monofokallinsen kann Ihnen Ihr Augenchirurg unterschiedliche Korrekturmethoden anbieten, welche nachfolgend erläutert werden.
Beide Augen werden auf scharfe Sicht in der Ferne korrigiert
Bei dieser Alternative sehr häufig angewendeten Methode sehen Sie in der Ferne am schärfsten. Diese Korrekturmethode eignet sich für Tätigkeiten wie Autofahren bei Tag und Nacht, Fernsehen, Kinobesuche und Sport. Sie müssen jedoch eine Brille tragen, um in der Nähe und im Zwischenbereich scharf zu sehen, also beim Lesen, Arbeiten am Computer, Kochen, Ablesen der Zeit von einer Armbanduhr, Schminken, Rasieren oder Handwerken. Es kann sein, dass Sie später weitere Brillen benötigen, auch wenn Sie sie nicht für das Sehen in der Ferne brauchen.
Beide Augen werden auf scharfe Sicht in der Nähe korrigiert
Bei dieser Korrekturmethode sehen Sie in der Nähe am schärfsten, d.h. zum Lesen. Sie müssen jedoch eine Brille tragen, um in der Ferne und im Zwischenbereich scharf zu sehen.
Ein Auge wird für die Ferne und eines für die Nähe korrigiert (sog. Monovision)
Bei dieser Variante wird ein Auge auf die Ferne scharf eingestellt (in der Regel das dominante Auge) und das andere Auge auf die Nähe. Auch wenn diese Methode der Versorgung für die meisten Patienten sehr zufriedenstellend sein kann, ist diese Alternative jedoch nicht für jeden Patienten optimal, da nicht alle zwei unterschiedlich eingestellte Augen vertragen und zwischen den beiden Augen wechseln können. Studien zeigen, dass bis zu 70% der Patienten eine Monovision (bis zu 1.5 Dioptrien Unterschied zwischen den Augen) problemlos vertragen. Je kleiner der Unterschied zwischen den Augen gewählt wird, desto einfacher gewöhnt man sich daran. Im Zweifelsfall kann ein Monovision präoperativ mittels Kontaktlinsen simuliert werden.
Bifokale Intraokularlinsen
Bifokale Intraokularlinsen teilen das Licht in zwei unterschiedliche Fokuspunkte auf; einen für die Sicht in der Nähe und einen für die Sicht in der Ferne. Sie korrigieren also sowohl die Nah-, als auch die Fernsicht, fokussieren aber nicht auf den Zwischenbereich. Dieser ist jedoch für viele alltägliche Tätigkeiten wie das Arbeiten am Computer, das Kochen oder das Einstecken eines Schlüssels in ein Schlüsselloch erforderlich. Mit dieser Linse fällt nur ein kleiner Teil des Lichtes auf den Zwischenbereich. Aus diesem Grund ist die Sicht weniger scharf, wenn sich Objekte in der Reichweite eines Armes (dem Zwischenbereich) befinden.
Es kann also bei manchen Tätigkeiten wie dem Arbeiten am Computer eine Brille zur Unterstützung erforderlich sein. Mit der Linse ist die Sicht in der Nähe (32 bis 39 cm) gut, kann jedoch von der Helligkeit abhängen. Bei Bedarf wird empfohlen, beim Lesen eine Leselampe einzuschalten.
Multifokale Intraokularlinsen
Multifokale Intraokularlinsen verfügen über drei unterschiedliche Fokuspunkte und bieten deshalb nicht nur eine gute Sicht in der Ferne und in der Nähe (40 cm), sondern auch im Zwischenbereich (60 – 70 cm). Dieser Zwischenbereich ist für uns immer mehr von Bedeutung - für die Arbeit am Computer, am Tablet oder beim Blick auf das Smartphone.
Multifokale Intraokularlinsen sind eine Lösung für alle Patienten mit Grauem Star, die keine Brille tragen möchten, sowie für jüngere Patienten mit Alterssichtigkeit, die noch berufstätig sind und viel am Computer oder am Tablet arbeiten.
Neben der Behandlung des Grauem Stars und Alterssichtigkeit können sie auch bei Astigmatismus (Hornhautverkrümmung), Myopie (Kurzsichtigkeit) und Hypermetropie (Weitsichtigkeit) in nur einem einzigen Eingriff zum Erfolg führen und so das Tragen einer Brille unnötig machen.
Multifokale Intraokularlinsen bieten bei jeder Tätigkeit eine hervorragende Sicht in alle Entfernungen.
Achtung: Multifokale Linsen sind nicht für jeden Patienten geeignet. Beispielweise Patienten mit einer Makulakrankheit (z.B. Makuladegeneration) oder nur einem guten Auge, Patienten mit einer unregelmässigen Hornhaut oder Narben sind ungeeignete Kandidaten für multifokale Linsen. Hier können sog. EDOF Linsen (s.u.) eine Alternative bieten. Auch im optimalsten Fall, kann es im einem kleinen Prozentsatz (< 10%) zu visuellen Nebeneffekten nach Implantation von multifokalen Linsen kommen, z.B. vermehrte Blendung, Halos um Lichtquellen oder "Ghosting" (diskrete Schatten). Diese visuellen Nebeneffekte kommen typischerweise abends vor und in der Anfangszeit (erste 6-12 Monate). Man darf aber davon ausgehen, dass Symptome in der Regel durch die sich einstellende "Neuroadaptation" (neuro-retinale Gewöhnung) weniger werden und meistens komplett verschwinden. Ebenfalls ist es wichtig, dass beide Augen mit multifokalen Linsen versorgt werden, nur so kann sich der volle Erfolg einstellen.
EDOF-Intraokularlinsen
Normale monofokale Intraokularlinsen bilden einen scharfen Fokus auf der Netzhaut ab und ermöglichen somit ein klares Sehen in einer Distanz. Dies kann zum Beispiel in die Ferne oder auch in die Nähe der Fall sein. Je weiter entfernt das Objekt von dieser Zieldistanz ist, desto unschärfer wird das Bild auf der Netzhaut abgebildet. Die neue Generation von Linsen haben einen verlängerten Fokus und ermöglichen somit nicht nur eine ausgezeichnete Sehschärfe in die Ferne, sondern auch in der intermediären Distanz. Diese sogenannten EDOF Linsen (engl. extended depth of focus) sind im Prinzip spezielle monofokale Linsen und eignen sich praktisch für alle Patienten, so auch für jene, die aufgrund von Vorerkrankungen, zum Beispiel bei altersbedingter Makuladegeneration, nicht optimale Kandidaten sind für multifokale Linsen (s.o.). Autofahren ist das klassische Beispiel wo eine EDOF Linse perfekt zum Tragen kommt. Sie ermöglicht eine gute Sicht in die Ferne, aber auch das problemlose Ablesen des Tachos. Auch andere Beispiele können hier aufgeführt werden: Golfen, Ablesen der Uhr oder Schminken sind nur einige von vielen. Da es sich um monofokale Linsen handelt, gibt es praktisch keine visuellen Nebeneffekte wie Halos und sog. Ghosting, die gelegentlich von Patienten berichtet werden, die multifokale Linsen implantiert bekommen haben.
Abbildung 5 zeigt das Wirkprinzip von EDOF (links) und normalen monofokalen Linsen.
(Quelle: Isopure/Physiol. www.bvimedical.com)
Blaufilterlinsen
Blaufilterlinsen sind intraokulare Linsen, welche speziell das kurzwellige ("blaue") Licht absorbieren. Das kurzwellige Licht (Wellenlänge zwischen 400-490 Nanometer) ist nachgewiesenermassen toxisch für die Netzhaut und ein signifikanter Risikofaktor für die Entwicklung einer Makuladegeneration (deshalb häufig auch "Makulaschutzlinse" genannt). Das blaue Licht findet sich in jedem Licht, doch besonders viel in LED-Lampen, Computer- und Handybildschirmen. Blaufilterlinsen sind für jeden Patienten und in Kombination mit jedem Linsentyp empfehlenswert.
Asphärische Linsen
Entscheidend für die optische Funktion einer Intraokularlinse (IOL) und somit für eine möglichst gute Sicht des Patienten ist die sog. optische Abbildungsqualität. Diese wird im Wesentlichen durch die Geometrie der Oberflächen sowie deren Oberflächenqualität bestimmt. Es können dabei zwei prinzipielle Typen unterschieden werden: die sphärische und die asphärische IOL.
Herkömmliche Intraokularlinsen (IOL) besitzen eine einfache sogenannte sphärische Optik. Diese sphärischen IOL's produzieren Abbildungsfehler, die als sphärische Aberrationen bezeichnet werden. Lichtstrahlen, die durch unterschiedliche Bereiche der Linsenoptik fallen, werden nicht in einem Brennpunkt vereint. Die Lichtstreuung führt speziell unter schlechten Lichtbedingungen und nachts zu einer reduzierten Sehqualität und zu Nachteilen beim Kontrastsehen.
Abbildung 6: Wirkprinzip von sphärische Linse
Abbildung 7: Wirkprinzip von asphärische Linse
Asphärischen Linsen erlauben eine verbesserte Abbildungsqualität der IOL für einen klaren und kontrastreicheren Seheindruck. Gerade unter ungünstigen Lichtbedingungen ist dies ein deutlicher Vorteil für den Patienten z. B. durch mehr Sicherheit bei nächtlichem Autofahren.
Abbildung 8: Simulierter Seheindruck mit einer sphärischen IOL
Abbildung 9: Simulierter Seheindruck mit einer asphärischen IOL
Torische Intraokularlinsen
Torische Intraokularlinsen haben zum Ziel, Ihre Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) mit zu korrigieren um somit das bestmögliche Resultat zu erhalten. Neueste Studie zeigen, dass Patienten mit bereits 1 Dioptrie Hornhautverkrümmung markant von einer Implantation von torischen Linsen profitieren können. Torische Linsen sind in verschiedenen Kombinationen erhältlich: torisch-monofokale oder torisch-multifokale Intraokularlinsen.